Die Geschichte der Haartransplantation (HT) reicht bereits bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück.

Im Vergleich zu anderen medizinischen Behandlungsmethoden blieb die Haartransplantation jedoch aus technischer und kosmetischer Sicht über 50 Jahre lang auf einem recht primitiven Niveau. Die größten Entwicklungen und Verfeinerungen fanden während der letzten 10 Jahre statt.

1930: Der japanische Arzt Dr. Sasegawa berichtet über seine Experimente mit dem Einsetzen von Haarschäften in die Haut.

1939: Der japanische Dermatologe Dr. Okuda beschreibt zum ersten Mal eine HT- Technik, die später als Punch- Technik bekannt wurde. Er verpflanzte aus der behaarten Kopfhaut herausgestanzte runde Hautinseln von 2 bis 4 mm Durchmesser in die Narbengebiete der Augenbrauen und Schnauzbärte von Verbrennungsopfern. Hierbei stellte er fest, daß nach einiger Zeit die transplantierten Haare normal weiterwuchsen.

1943: Wieder ein anderer japanischer Dermatologe, Dr. Tamura, verpflanzt einer Frau mit einer ähnlichen Methode viel kleinere Grafts, die nur 1- 3 Haare enthielten. Er gewann die Grafts durch Herausschneiden eines spindelförmigen Streifens aus der behaarten Kopfhaut.

Diese Methode ähnelte der heute noch am meisten vollzogenen Methode: Der Strip- Technik. Beide Methoden wurden damals in japanischen medizinischen Journalen veröffentlicht, blieben aber aufgrund des 2. Weltkriegs bis 1958 in der westlichen Welt unentdeckt.

1959: Der New Yorker Arzt Dr. Norman Orentreich veröffentlicht die Ergebnisse seiner Arbeit. Er begann Anfang der 50er Jahre Haartransplantationen zur Behandlung von androgenetischer Alopezie durchzuführen. Er fand heraus, dass aus dem vom erblichen Haarausfall verschonten Haarkranz entnommene Haarwurzeln, die anschließend in die kahlen Stellen verpflanzt werden, ihre Charakteristik der Langlebigkeit behalten.

D.h. sie wachsen normal weiter, ohne – wie die ehemals an den kahlen Stellen befindlichen Haare – auszufallen. Mittels eines Metallzylinders stanzte er ca. 4 mm dicke Punch- Grafts aus dem Spenderbereich heraus, und entfernte mit demselben Zylinder im Empfängerbereich kahle Hautinseln von gleichem Durchmesser, um in diese Löcher die Spender- Grafts hineinpflanzen zu können.

Mit Orentreich begann die Ära der Haartransplantation aus kosmetischen Gründen für die Behandlung von männlicher Glatzenbildung.

Die von Orentreich und Okuda entwickelten Methoden waren während der folgenden 30 Jahre weltweit die Standard- Methode in der Haartransplantationschirugie. Die Stanzzylinder wurden ursprünglich von Hand in die Kopfhaut hineingedrückt, jedoch ab dem Jahre 1969 zunehmend als Aufsätze von Bohrmaschinen verwendet.

80er Jahre: Da die 4 mm Punch- Grafts im Empfängerbereich relativ auffällig waren („Insel- Effekt“ oder „Barbie- Puppen- Effekt“), wurden die kleineren Minigrafts (enthalten mind. 4 Haarfollikel) und anschließend die noch feineren Micrografts (1- 4 Haarfollikel) entwickelt.

Hiermit ließen sich viel natürlicher aussehende Haaransätze rekonstruieren, wenngleich sie im Alltag oft immer noch als unnatürlich aussehend auffielen.

Prof. Dr. Carlos Oscar Uebel: aus Brasilien entnahm anstatt Punch- Grafts eine zusammenhängende große Fläche in Form eines spindelförmigen Streifens durch Herausschneiden mit dem Skalpell aus dem Hinterkopf. Der gewonnene Streifen wurde anschließend in die einzelnen Mini- und Micrografts zerteilt. Die Ära der Strip- Methode war somit geboren.

1988: Dr. Bob Limmer entdeckte während der Präparation von Grafts unter dem Mikroskop zufällig, dass die Haare von Natur aus nicht einzeln, sondern in kleinen Grüppchen wachsen: den follikulären Einheiten (FUs). Diese FUs bestehen aus 1 bis 3 (sehr selten 4) eng beieinander stehenden Haarfollikeln.

Die Verwendung von FUs als Graft führt zu noch natürlicheren Ergebnissen als die Verwendung der gröberen Mini- und Micrografts. Die gebräuchliche Abkürzung für die Strip- Haartransplatation unter Verwendung von FU’s lautet: „FUSS“ (Follicular Unit Strip Surgery).

Kritisch anzumerken ist hierbei, daß es schon viele Jahrzehnte bei Dermatologen bekannt war, daß es diese kleinen Haarfollikel- Gruppen gibt. Bereits 1927 (!) beschrieb Prof. H. Pinkus diese Einheit und nannte sie „Haarbezirk“. Andere Forscher tauften sie „Dermaton“ oder „Haarbündel“. Schließlich prägte Prof. T. Headington bereits 1984, also 4 Jahre vor Limmer, den noch heute verwendeten Begriff „follicular unit“. Die FUSS- Methode hätte also bei genügend Literaturkenntnis schon viel früher entwickelt werden können.

1991- 1992: Die meisten Haartransplantations- Institute haben zwischenzeitlich die Punch- Entnahme durch die Strip- Entnahme ersetzt.

Anfang der 90er Jahre: Die australischen Ärzte Dr. Ray Woods und seine Schwester Dr. Angela Campbell entwickeln die Technik der FUE (follicular unit extraction). Sie waren der Meinung, daß das Herausschneiden von großen Hautlappen mit dem Skalpell unnötig traumatisch sei und es hingegen mittels feiner Nadeln viel schonender, komplikationsloser und ohne die ein Leben lang bleibende lange Strip- Narbe geht.

Bei dieser FUE werden die FUs mittels feinen Nadeln direkt einzeln aus dem Donorbereich entnommen, was die Verwendung von Skalpellen oder groben Punch- Zylindern überflüssig macht. Dr. Woods und Dr. Campbell sind somit die Pioniere der modernen FUE. Ihre Arbeit blieb jedoch zunächst relativ unbekannt.

2000: Noch überwiegt die Anzahl der Haartransplantations- Institute, die noch mit Mini- und Micrografts arbeiten, bei weitem.
Inzwischen können mittels Verwendung von FUs – im Gegensatz zu früher – bei Haartransplantationen so natürliche Ergebnisse und hohe Dichten erreicht werden, daß sie von einem normalen ungeübten Auge selbst bei genauem Hinsehen nicht mehr von originalen unbehandelten Haarbereichen unterschieden werden können.

2002: Dr. Coen Gho aus den Niederlanden bietet im April seine selbst entwickelte Technik der FUE an, wenige Monate später folgen Dr. Robert Jones aus Kanada und Dr. John Cole aus den USA.

2003- 2005: Die Möglichkeit, mit FUE auch Bodygrafts zu verpflanzen, greifen immer mehr FUE- Ärzte auf.

Ausblick in die Zukunft

Wie sieht die Zukunft der Haartransplantations- Chirurgie aus?

Sicherlich lassen sich durch Modifikationen der zahlreichen Teilbereiche einer FUE- Haartransplantation noch Fortschritte erzielen, z. B. bei:

  • den Extraktionsinstrumenten
  • der Nährlösung für die Grafts
  • der prae- und postoperativen Versorgung der Kopfhaare

Daran wird überall intensiv gearbeitet, auch bei uns.

Ein Fortschritt von ganz anderer Größenordnung wäre jedoch, das Problem des begrenzten Vorrats an Donor- Haarfollikeln zu lösen. Wir erinnern uns: Bisher stellt eine HT lediglich eine geschickte Umverteilung vorhandener Haar- Bestände dar, neue Haare werden jedoch nicht geschaffen. Hierzu gibt es im Moment zwei Lösungsansätze:

Eine Methode zielt darauf ab, die Beobachtung auszunutzen, daß ein Donor- Haarfollikel, von dem während der Extraktion ein gewisser Teil im Spender- Areal zurückgelassen wird, offenbar wieder regenerieren kann. Die darin enthaltenen Stammzellen können offenbar ausreichen, wieder einen neuen Follikel zu produzieren, so daß man theoretisch effektiv 2 Follikel aus einem erhält, d.h. die Anzahl der Spenderhaare verdoppelt wird.

Nur wenige der international führenden Haar- Experten haben bisher über diese Form des Haarneuwuchses berichten können. Manche äußern auch Zweifel über die Qualität der beiden resultierenden produzierten Haarschäfte.

Wir verfolgen diesen Ansatz konsequent und bemühen uns, die Parameter der bisher mitgeteilten Fälle mit Neuwuchs genau zu analysieren.

Ein anderer Ansatz, an dem weltweit einige Forscher schon seit Jahren professionell arbeiten, ist die Haarmultiplikation („Zell- Therapie“). Bei dieser Haarmultiplikation werden einige geeignete Zellen aus den Haarfollikeln des genetisch resistenten Donor- Gebiets isoliert, diese dann im Labor speziell aufbereitet, vervielfältigt und anschließend in die kahlen Stellen injiziert, woraufhin diese neue Haarfollikel bilden sollen.

Theoretisch kann mit der Haarmultiplikation also ein unendlicher Vorrat an potentiellem Spenderhaar erreicht werden und obiges Problem wäre gelöst.

Wir hoffen, genauso wie alle anderen Betroffenen, für die Haarmultiplikation nur das Beste und können uns gut vorstellen, daß es hier in mehreren Jahren den großen Durchbruch geben wird. Dennoch werden auch dann Haartransplantationen mit der FUE- Methode nicht überflüssig werden:

Möglicherweise wird die Haarmultiplikation leider nicht in allen Fällen wirkungsvoll sein (z. B. in Narbengewebe).

Auch ist denkbar, daß der Aufwand einer Haarmultiplikation bei nur kleinen kahlen Flächen zu groß/ bzw. unangemessen teuer wäre (z B. Korrektur nur kleiner Geheimratsecken, Augenbrauen- Korrektur).

Das punktgenaue Einspritzen der aufbereiteten Zellen in die Kopfhaut erscheint aus heutiger Sicht auch noch problematisch. Eine eingespritze Substanz verteilt sich in der Kopfhaut mehr oder minder diffus. Das akkurate Design der doch so wichtigen Haarlinie könnte dadurch sehr schwierig werden.

Darüber hinaus werden, wie in den letzten Jahrzehnten, auch heute immer noch täglich weltweit mehrere Hundert Streifen- Haartransplantationen und auch andere, alte Techniken durchgeführt. Die FUE- Institute werden daher, wie es bereits heute der Fall ist, auch in der Zukunft noch regelmäßig „Repair- Work“ durchzuführen haben.

Diese Repair- work mithilfe von FUE ist vielfältig: Unnatürliche und zu große Grafts (Punch-, Minigrafts) müssen entfernt werden, dann in FUs aufgeteilt und wieder in natürlicher Verteilung eingesetzt werden. Auffällige, große Strip- Narben in der Donorregion müssen mit FUs zugepflanzt werden. Zu geringe Dichten alter Haartransplantationen müssen erhöht werden.